Hiddensee #1

Man wird darüber nachdenken müssen, was es heißt, einen Mythos zu bereisen. Hiddensee, einst Insel der Berliner Elite, Insel der Maler*innen und Dichter*innen, verschlafene Schönheit ohne Autos und ohne den Lärm der Welt. 

Während ich am Strand sitze und in den Sonnenuntergang schaue, fällt mir Heidegger ein, der eine Urlaubsreise durch die griechische Ägäis, die ihm seine Frau geschenkt hatte, erst immer wieder aufschiebt, und sie dann zwar antritt, aber zumeist das Schiff nicht verlässt. Er schien zu ahnen, dass der Anblick, der sich ihm bieten würde, nur schwerlich seinen geschichtsmythischen Vorstellungen entsprechen könne: eben eine Welt, in der keine Götter mehr walten.

Nun ist Hiddensee längst nicht so mythisch aufgeladen wie das antike Griechenland und ich bin nicht Heidegger. Also gehe ich raus, sitze hier im Sand und genieße das Spektakel der Farben. Auch ein(en) Untergang …