Hiddensee #6 — Die »Malweiber« von Hiddensee

In den »Kunstnachrichten« vom 15. November 1919 konnte man in einer kleinen Annonce lesen: »Hiddensöe. Eine Anzahl Malerinnen hat sich zu einem Hiddensöer Künstlerinnenbund zusammen getan.« Der aufgeschreckten künstlerischen Männerwelt fiel nichts Besseres ein, als die Malerinnen mit dem von Fritz von Ostini geprägten Begriff »Malweiber« bzw. »Malweibchen« zu bedenken, um so die Kunst der Frauen von vornherein als dilettantisch und technisch unausgebildet abqualifizieren zu können.

Die Frauen des Künstlerinnenbundes haben ganz unterschiedliche Strategien ausgebildet, mit dieser Abwertung umzugehen. Spannend erscheint mir der Versuch von Henni Lehmann, der Abwertung mit Umwertung zu begegnen und die Kategorie des »Meisterlichen«, immerhin eine Kategorie patriarchaler Gesellschaften, selbst zu hinterfragen und stattdessen ganz gezielt auf eine »Kunst zweiten Grades« zu setzen, eben eine »gute Tageskunst«. Nicht »Meisterschaft«, sondern »Teilhabe« war das Ziel jener Jahre.

Übrigens, schon Fritz von Ostini bemerkte nicht ohne Ironie die vermeintlich wahren Motive für die Abwertung durch die männlichen Künstlerkollegen:

»Mit weit offenen Armen nimmt man die kunstbeflissenen Mägdelein in die Malschulen auf — in die Kaste selber aber will man sie nicht hereinlassen, denn schließlich: einmal könnte doch eine was verkaufen!«